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Atomkraft ist keine Lösung

Öko-Institut zieht Treibhausgas-Bilanz/

Biogas in Blockheizkraftwerken mit geringstem CO2-Wert

Von Joachim Wille


Atomenergie kann nach Meinung des Öko-Instituts keinen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Sie weise zu viele andere Risiken auf, etwa die Gefahr schwerer Unfälle, sie sei zu teuer sowie langsam im Ausbau. Zudem werde ihr Brennstoff Uran längerfristig knapp – so eine Studie des privaten Umweltforschungsinstituts aus Darmstadt. Auch das Klimaschutz-Argument zieht danach nur bedingt: AKW verursachen mehr CO2 als erneuerbare Energien und ähnlich viel wie Erdgas-Blockheizkraftwerke.

Das Öko-Institut hat eine Treibhausgas-Bilanz der verschiedenen Energieträger erstellt, die die den gesamten Produktweg von Gewinnung über Transport, Verarbeitung bis hin zur Nutzung sowie den Kraftwerksbau einbezieht. Berechnet ist jeweils der CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde Strom. Die Bilanz zeigt, dass Biogas-Nutzung in regionalen Blockheizkraftwerken (BHKW), Windkraft uns Solarstrom, der in Mittelmeer-Regionen erzeugt wird, am günstigsten abschneiden. Ihr CO2-Wert liegt unter dem der Atomkraft, die auf 32 Gramm pro Kilowattstunde kommt. Biogas, das in BHKW-Anlagen verbrannt wird, erhält rechnerisch sogar einen „negativen§ Wert. Der Grund: Dank der genutzten Abwärme können zum Beispiel Heizkessel stillgelegt werden, in denen vorher Erdgas oder Erdöl verbrannt wurde.

In der Bilanz zum Atomstrom sind zudem die Treibhausgas-Mengen noch nicht enthalten, die bei der Wiederaufarbeitung oder Endlagerung der abgebrannten Brennelemente anfallen. Es liege noch kein realistisches Entsorgungskonzept vor, erläutert Uwe Fritsche, Energieexperte des Instituts, „daher existieren keine belastbaren Daten zum Energieaufwand“. Selbst bei „extremen“ Annahmen komme aber nicht mehr als eine CO2-Verdopplung heraus. Atomstrom liege dann immer noch deutlich vor Großkraftwerken, in denen Erdgas oder Kohle verbrannt wird. Diese verursachen hohe Werte zwischen 428 und 1153 Gramm CO2 pro Kilowattstunde.


Klimakiller Braunkohle

Braunkohle-Anlagen nur zur Stromgewinnung (1153 Gramm) sind mit Abstand die klimaschädlichsten Kraftwerke. Selbst wenn ein Teil der Abwärme zu Heizzwecken genutzt wird, liegt der CO2 –Wert mit 729 Gramm noch höher als bei einem modernen Gas- und Dampf-Kraftwerk (GuD), das mit Erdgas betrieben wird. Freilich ist die Braunkohle der einzige heimische fossile Energieträger, der aktuell ohne Subventionen konkurrenzfähig ist. Das könne sich aber ändern, wenn von 2013 an der EU-Emissionshandel die benötigten CO2-Zertifikate verteuert.

Laut Öko-Institut müssen vorrangig sparsamere Energienutzung inklusive der Kraft-Wärmekopplung sowie „vor allem“ die erneuerbaren Energien zum Klimaschutz beitragen. Die Forderung, Atomkraftwerke länger laufen zu lassen, sieht Experte Fritsche dagegen skeptisch. An den AKW entstehe zwar wenig CO2 , am Gesamt-Ausstoß des Kraftwerks- und Industriesektors ändere sich aber nichts, da dieser durch den EU-Emissionshandel fixiert sei. „Die Emissionen entstehen dann an anderer Stelle“, sagt er.

Einen Nutzen von einem solchen Deal hätten nur die Stromkonzerne. Und hierbei gehe es „nicht um ein Kinderspiel, sondern um Milliarden Euro“. Den Vorschlag, einen Teil der Extraprofite dann durch einen Fonds in die Entwicklung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien zu stecken, hält Fritsche für unrealistisch. „Das käme einer Enteignung gleich, und dürfte vor Gerichten keinen Bestand haben.“