Herbstigel
Grundsätzlich sind Igel nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützte Tiere, die nicht ohne weiteres aufgenommen werden dürfen. Gemeinhin werden die sogenannten „Herbstigel“ als grundsätzlich pflegebedürftig angesehen. Es handelt sich dabei um Jungtiere, die zu spät geboren worden sind oder deren Mutter zu Tode gekommen ist. Nicht in jedem Fall sollten solche Igel zur Pflege ins Haus aufgenommen werden.
Sie gelten als pflegebedürftig, wenn sie
Anfang Oktober weniger als 200 g wiegen
ab Mitte November deutlich weniger als 500 g wiegen
geschwächt und krank erscheinen oder verletzt sind.
Die Entscheidung solche Tiere in die Obhut zu nehmen, ist in Abhängigkeit von der Witterung zu treffen. Bei milder Witterung und dementsprechend gutem Nahrungsangebot sollte man eher abwarten, wenn einzig das Gewicht der Tiere noch nicht ausreichend ist. Jeder Igel, der aufgenommen wird, sollte zunächst tierärztlich untersucht werden, wobei in den meisten tierärztlichen Praxen, und auch bei uns, diese Untersuchung und die übliche „Anti-Wurm-Behandlung“ kostenlos ist. Man sollte sich nicht scheuen, etwas Igelkot aufzusammeln, der dann labortechnisch untersucht werden kann.
Wie sollten pflegebedürftige Igel gehalten werden?
Unterbringung in einem Raum mit 18-20 Grad C Raumtemperatur und Tageslichteinfall
Gehege mit ca. 2 qm, Seitenwände ca. 50 cm (senkrecht, glatt) für jeden einzelnen Igel (Einzelgänger)
Schlafhaus (z.B. Schuhkarton) mit isoliertem Boden und viel zerknülltem Papier ausgelegt
Auslauf mit Papier ausgelegt (da Igel i.d.R. einen festen Kotplatz haben, kann man diesen problemlos sauber halten)
Wie müssen Igel gefüttert werden?
Dosenfutter für Hunde und Katzen z.B. Aras Tiernahrung www.aras.de
Milder Schnittkäse
Quark
Eier, gekocht oder als Rührei
Fisch, roh oder gekocht
Kleingeschnittenes, nicht zu fettes Fleisch von Pferd, Rind oder Schwein
Gekochte Hühnerflügel (beugt Zahnsteinbildung vor!)
Weizenkleie, Futterhaferflocken, Igeltrockenfutter (als Ballastoffe)
2 x wöchentlich vitaminisiertes Mineralpulver (z.B. Vitakalk)
Zusätzlich sollten zur Fütterung einige Tropfen bis ¼ TL Pflanzenöl gegeben werden. Dies beugt Stachelausfall vor.
Der Flüssigkeitsbedarf wird durch Wasser oder Tee gedeckt. Kuhmilch führt zu schweren Durchfällen.
Wie bringe ich Igel in den Winterschlaf?
Liegt das Gewicht von Jungtieren bei 600-700g und bei erwachsenen Tieren bei 800-1000 g und ist ein Aussetzen aufgrund der Jahreszeit nicht mehr möglich, sollte den Pflegling zum Schlafen bringen. Dies erreicht man durch folgende Maßnahmen:
Unterbringung bei Außentemperaturen (Balkon, Schuppen, Terrasse)
In einer zweigeteilten Holzkiste (ca. 40 cm Kantenlänge) wird der größere Schlafbereich mit reichlich Nestbaumaterial (Heu, Moos, Laub, Papier) ausgefüllt. Die kleinere Hälfte dient als Futterplatz. Wichtig ist eine gute Bodenisolierung.
Fütterung: länger haltbares Futter (Käse, Rosinen, Nüsse, Hunde-/ Katzentrockenfutter)
Trinkwasser (regelmäßig wechseln!)
Wann müssen die Igel wieder ausgesetzt werden?
Der durch den Winterschlaf entstandene Gewichtsverlust sollte vorerst wieder durch Zufütterung ausgeglichen werden. Jed nach Witterungsverhältnissen wird der Igel dann im April bis spätestens Mitte Mai wieder ausgesetzt. Dies gilt auch für Igel, die nicht im Winterschlaf gehalten worden sind.
Das Gelände, in dem der Pflegling ausgesetzt wird, sollte keine Gefahrenquellen enthalten (Baustellen, Hauptverkehrsstraßen, Swimmingpool, jagdlustige Hunde etc). Grundsätzlich gilt aber, das Tier am Fundort wieder auszusetzen, da es ein gutes Ortsgedächtnis hat. Eventuell kann man den Igel noch einige Tage zufüttern.
Dirk Schrader & Kollegen